Rentable Zerstörung

Die Vereinten Nationen empfehlen jetzt ihren Mitgliedsstaaten, ökologische Systeme als „Dienstleister“ zu verstehen und zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) hinzuzurechnen. Dieser Versuch einer „Bepreisung“ der Natur soll helfen, sie zu schützen. Ohne die Ziele der Gemeinwohlorientierung und ökologischen Nachhaltigkeit wird das jedoch nicht gelingen.

Wald auf den Philippinen.

Globale Vernichtungsindustrie

Solange die Zerstörung, Vergiftung und Vermüllung der Natur mehr Profit bringt als ihr Schutz oder ihre nachhaltige Nutzung, wird die weltweite Vernichtung der Umwelt weitergehen. Eigentlich heißt Wirtschaften Haushalten. Aber die globale Wirtschaft haushaltet nicht mit den Ressourcen, sondern verbraucht, verschwendet und zerstört sie.

Eine solche globale Ökonomie ist praktisch ein Fall für die Schuldnerberatung oder die Entmündigung, die inzwischen „gesetzliche Betreuung“ genannt wird. Gemeinwohlorientierte und ökologisch nachhaltige Gesetze müssen der etablierten Misswirtschaft ihre Profitsucht und Zerstörungswut austreiben. Das kann nur gelingen, wenn das weltweite Wirtschaftssystem demokratisch, sozial und ökologisch neu verfasst wird.

Rechenfehler

Ein Baum, der in diesem Jahr gefällt wird, bringt dem BIP ein einmaliges Plus. Würde dieser Baum dauerhaft bestehen bleiben, brächte er jedes Jahr ein Plus. Seine Fällung müsste zu einem Minus im BIP führen, das seine ganze restliche Lebenszeit mit einrechnet.

Außerdem müsste es eine Rolle spielen, ob eine Einzelperson oder eine ganze Gesellschaft einen Gewinn erwirtschaftet. Was bringt ein Billionen-BIP, wenn der größte Teil davon in die Taschen des obersten einen Prozent fließt?

Das BIP als Gradmesser für die Produktivität einer Gesellschaft misst zu kurzfristig und es verdeckt alle Ungleichheiten in der Wohlstandsverteilung. Da es nur Bilanz über ein Jahr zieht, kann es trotzdem profitabler sein, einen Baum zu fällen, anstatt ihn Jahrhunderte lang stehen zu lassen. Es ist und bleibt kurzfristig rentabel für Wenige, Umwelt zu zerstören, zu vergiften und zu vermüllen, wenn die dauerhaft für alle vernichtete, vergiftete oder vermüllte Natur nicht entsprechend in Rechnung gestellt wird.

Natur hat keinen Geldwert

Der Wert natürlicher Güter erstreckt sich dauerhaft in die Zukunft und gilt für alle. Einen Baum zu fällen mag einmalig 1.000 Euro bringen. Aber der Schaden, der dabei entsteht, wird für immer und von zahllosen Menschen und anderen Lebewesen gespürt.

Die Bepreisungsempfehlung der UN greift zu kurz, weil sie zu kurz und eindimensional denkt. Bei der Natur geht es nicht um Stückzahlen und Jahreswerte für einzelne Profiteure. Sie zu „bepreisen“ verkennt nicht nur ihren Wert, sondern auch ihr Wesen. Natur hat keinen Geldwert, sondern sie ist die notwendige Voraussetzung unseres Lebens und aller unserer Werte.